5. Tag Bergafjärden (km 489)

Die Sache mit dem Schlafen ist nicht ganz so einfach, wenn man’s dunkel braucht. Dunkel wird es hier nachts nicht mehr. Am wenigsten Licht hat es so um 0:00 – 0:30. Das ist im Moment mit der Helligkeit in Bensheim so um 22:00 zu vergleichen. Die hellste Stelle am Himmel ist dann im Norden.

Wir starten um 8:15 bei bestem Wetter. Es ist richtig warm und wir brauchen keine Outdoor-Jacke als Oberbekleidung. Es geht wieder über eine Mischung aus kleinen asphaltierten Nebenstraßen und Schotter weiter auf dem JungfrukustenVägen. Ja richtig, der Küstenabschnitt hier nennt sich Jungfrauküste.

Um kurz nach 10:00 kommen wir überraschend an einer Tankstelle mit einem kleinen ICA-Supermarkt vorbei, wo  wir uns ein kleines Frühstück gönnen. Favorit (neben Brot und Käse) ist ein mit Vanillie Pudding gefüllter Berliner – einfach lecker. Auf dem Rest der heutigen 100 km langen Etappe gibt es wieder mal keine Einkaufsmöglichkeit.

Aus dem Anfangs guten Wetter werden immer größere Cumulus-Wolken, die sich dann ab 14:00 in Form von Schauern und Gewittern entladen. Insgesamt werden wir heute 3 mal nass, das letzte Mal, als wir das Zelt auf dem Campingplatz aufbauten. Trotz, dass wir für den Aufbau des Zeltes keine 5 Minuten brauchen wurden wir dabei anständig nass.

Etwa 15 km vor dem heutigen Etappenziel kommen wir noch an einem alten Hüttenwerk vorbei, sah doch sehr archaisch aus.

4. Tag Hudiksvall (km 392)

Wir starten heute zeitig um 7:45. In der nächsten größeren Stadt Söderhamn kaufen wir unsere Lebensmittel ein und fahren noch ein paar Meter um in einer Bushaltestelle unser Frühstück einzunehmen.

Was machen – vor uns liegen Schauer und Gewitter, die sehr langsam aus der Richtung in der wir fahren wollen auf uns zudriften

Wir beschließen weiterzufahren. Wir kommen keine zwei Kilometer weit, als die ersten Tropfen fallen. Wir halten kurz an und ziehen unsere Regenklamotten an und fahren weiter.

Jetzt gilt es nicht zu schnell zu fahren, damit man nicht durch’s Schwitzen von innen genauso schnell nass wird wie von außen. Wir haben zwar relativ teure Regenklamotten (Goretex), aber ewig halten die dem Regen auch nicht stand. So nach einer Stunde wurden zuerst die Füße nass, trotz Goretex-Überschuhe.

Um 12:00, mittlerweile hat der Regen aufgehört, beschließen zu einem Campingplatz mit Cafe ca 1 km abseits zu unserer Route zu fahren. Als wir dort ankommen finden wir uns auf einem Rastplatz der E4 wieder. Immerhin gibt es dort saubere Toiletten, teuren Kaffee und jede Menge Picknick Plätze zum ausruhen.

Danach geht es weiter. Die Route verlässt die bisher gefahrene Bundesstraße und wir fahren auf Nebenstraßen weiter, zunächst noch auf Asphat, bald wieder auf Schotter. Dafür wird es sehr hügelig.

Häufig müssen wir im 1. Gang fahren und die Steigungsstrecke dürfe keine 50 Meter länger sein, wir müssten absteigen.

10 km vor dem heutigen Ziel Hudiksvall erwischt uns der zweite Schauer, der war ziemlich heftig.

Leider liegt der Campingplatz knapp 5 km abseits der Strecke, ist der bisher teuerste (28,60 €, zum Vergleich Uppsala kostet 19 €), hat aber eine Super-Ausstattung. Die Küche für die Campinggäste ist voll ausgestattet (Töpfe, Pfannen, Geschirr, Besteck, 2 x 4-Platten Herd, 4 Spülen, Kaffeemaschine, Kühlschrank…).

Wir kochen unser Abendesse in der Camping-Küche und essen auf der überdachten Terrasse.

87 km sind wir heute auf dem Track weiter gekommen, auf dem Tacho standen am Ende 95 km.

3. Tag Ljusnefors (km 305)

Der Tag fing um ungefähr 5:30 mit Regen an, der erst um 8:30 aufhörte. Im Regen abbauen, vermeiden wir, weil wir nichts trocken in die Packtaschen bekommen. Da die wasserdicht sind, kommt Wasser, was erst mal drinnen ist auch kaum noch raus.

Wir starten erst um 9:00 und kaufen 6 km weiter bei Willys unsere Lebensmittel für heute ein. Prompt werden wir durch den ersten Regenschauer ausgebremst. Der zweite folgt dann 20 Minuten später unterwegs, wir schaffen es aber noch rechtzeitig die Regenklamotten anzuziehen. Normalerweise frühstücken wir so zwischen 10:30 und 11:00. Das verschob sich aufgrund nicht gefundenen trockenen Sitzmöglichkeiten.

Als wir unser Frühstück um 11:45 beendeten, standen erst 35 km auf dem Tacho, etwas dürftig für unser Tagesziel: die erste Campingmöglichkeit nach 50 km, war eigentlich keine Option, die darauf folgende bei km 110 war eigentlich geplant. Wir haben eine Abkürzung genommen, die uns ca 13 km sparte. Die restliche Route lief bis auf kleine Ausnahmen auf der früheren E4.

Die Fernstraßen haben den Vorteil, dass die kurzen Wellen in der Landschaft “ausgebügelt” werden und man mit insgesamt weniger Höhenmeter zum Zeil kommt. Der Verkehr war moderat, lediglich vor den großen Transportern haben wir einen Heidenrespekt. Die meisten halten sehr gut Abstand von uns, einige halt auch nicht. Da muss man schon auf der Hut sein.

Wir erreichen unseren geplanten Übernachtungsort Ljusnefors Camping um 17:30 nach ziemlich genau 100 km auf dem Tacho, bauen schnell unser Zelt auf und gehen zum Essen ins Ort. Es gibt Pizza in Schnell-Imbiss Atmosphäre zu erschwinglichen Preisen. Ljusnefors  hat schon bessere Zeiten gesehen. Es dominieren brach liegende große Industrie-Anlagen neben einem Wasserkraftwerk das direkt oberhalb des Campingplatzes liegt.

Fast ähnlich verhält es sich mit dem Campingplatz, der mit einer sehr gut gestalteten Web-Seite, vor allem auch in fehlerfreiem Deutsch glänzte. Kein Wunder, er wird von einem deutschen Ehepaar betrieben. Die Lage ist weniger idyllisch als die Homepage-Bilder zeigen. Neben dem Wasserkraftwerk stört noch ein Riesen-Zellstoffhersteller (Vallvik Bruk). Zu diesem waren auch die zahlreichen Lastzüge mit Hackschnitzel unterwegs, die uns unterwegs überholten.

2. Tag Älvkarleby (km 193)

Gestern Abend bin ich nicht alt geworden. Gisela meine, dass ich um 20:30 nicht mehr ansprechbar war. Wir sind so um 6:30 aufgestanden, haben so ganz langsam unsere sieben Sachen gepackt – die Supermärkte machen erst um 8:00 auf. Wir konnten in der Vorbereitung keinen Supermark auf unserer Strecke bis zum heutigen Ziel, dem Campingplatz in Älvkarleby, finden. Immerhin 107,5 km.

Die Strecke führte zunächst über eine schwach befahrene Kreisstraße Richtung Nordost. Wir haben leichten Rückenwind, das Gelände ist nur leicht gewellt und wir kommen gut voran. Nach ca 40 km geht es dann auf Schotterstraßen durch große Waldgebiete weiter.

auf den ersten Kilometern hinter Uppsala

Es geht ständig etwas hoch und runter, wobei die Steigungen moderat sind. Der Schotter lies sich gut fahren, bis wir auf eine Abschnitt von ca. 10 km trafen, der frisch nachgeschottert war. Das machen die Schweden mit einem speziellen Aufsatz auf einem Kipper. Der fährt mit einer definierten Geschwindigkeit, sodass neuer Schotter (die Korngröße ist feiner als bei uns und liegt etwa zwischen unserem Schotter und unsere Split zuhause) sehr gleichmäßig etwa 3cm dick auf die Straße rieselt. Verdichtet wird der nicht, die Autos fahren ihn schon mit der Zeit fest. Bis es soweit ist, ist das Befahren mit dem Rad ziemlich beschwerlich.

40 km sind wir heute auf Schotter gefahren, davon 12 km auf der beschwerlichen Variante

Nach einer ausgedehnte Mittagspause in Marma geht es dann die letzten dreißig Kilometer zum Campingplatz, den wir nach einem kleinen Einkauf für’s Abendessen um 16:00 erreichen.

Das Zelt ist schnell aufgebaut. Zum Abendessen gab es fertig belegtes Baguette und einen Schüssel Fertigsalat. Der Salat bestand hauptsächlich aus Nudeln (die man unter ein dünnen Schicht aus Salatblättern beim Kauf nicht sah. Nudeln in Salatsoße – na ja, die schwedische Variante vom Baguette, Konsistenz eines Hamburgers, vom Geschmack her eher ein Toastbrot. Na ja, Hunger hatten wir und über geblieben ist nichts…

Ein Fachkongress Plätzchen haben wir heute

Trotz fast stehendem Gewässer keine Steckmücken. Hoffentich bleibt das so, wenn wir weiter in den Norden kommen.

1. Tag Anreise + Anfahrt nach Uppsala ( 93 km)

Die Anreise nach Stokholm war diess Jahr ohne jeden Höhepunkt: Die Bahn war so pünktlich, dass wir in Hamburg noch Zeit für einen kleinen Einkaufsbummel und die Umrundung der Außenalster mit dem Rad hatten. Der Bus fuhr dieses mal 25 Minuten vor der Abfahrt ins Terminal ein, nachdem die ganzen Koffer verstaut waren, ging’s dann um 16:45 los. Die Fähre in Puttgarten schloss nach unserer Einfahrt und fuhr direkt los, die Passkontrolle in Rødby ging dieses Mal mit 3 Zöllnern im Bus zügig von statten, bei der Einreise nach Schweden gab es dieses Mal keine Kontrolle.

Hamburg Außenalster

Einzig das Gepäck verursachte mal wieder deutliche Verzögerungen im Ablauf. Der Gepäckräum in den Doppelstock Setra-Bussen ist nicht beleuchtet, die Koffer beim Aussteigen mit den Handy-Leuchten gesucht. Sprach-Barrieren (die Busfahrer waren Tschechen, die mehr schlecht als Recht Englisch sprachen kommunizierten dann in Lund um 1:00 mit einem mindestens 80 jährigen Schweden eher nicht so gut, so ganz klar war auch nicht, ob der noch wusste wie sein Koffer aussah um es dann auch noch ins Englische zu übersetzen.

Da der Bus dieses Jahr bis Aranda Airport fuhr, sind wir gleich bis dorthin mitgefahren. Damit haben wir uns die etwas mehr als 40 km gespart. Stockholm hat anständige Höhenunterschiede und viel Verkehr. In der morgendliche Rush-Hour macht das mit dem Fahrrad nur begrenzt Spaß.

Ein kleiner Blick auf Stockholm aus dem Auto (den größten Anteil der Strecke unter der Stadtmitte liegt man als Maulwurf unter der Erde zurück)

Bis zum ersten brauchbaren Campingplatz nördlich von Stockholm in Uppsala waren es nur noch 47 km, die wir bis 14:00 mit einer kleinen Schauer-Pause absolvierten.

Ein Hopfengarten neben dem Radweg, hatten wir bisher noch nicht

Ja, hier ist das Wetter noch etwas normaler, die Wiesen sind grün, das Getreide nicht notreif. Aber es war heute Nacht und auch tagsüber kalt 8° und tagsüber deutlich unter 20°. Der Wind blies sehr steif (50 km/h in Böen noch deutlich drüber) aus West.

Uppsala, Schwedens älteste Universitätsstadt, ist richtig putzig im Vergleich zu Stockholm und hat ein großes kulinarisches Angebot. Waren heute Abend noch sehr lecker essen beim Thai…

2023  von Stockholm nach Helsinki

Zur vollständigen Ostsee-Umrundung mit dem Fahrrad fehlen uns jetzt noch die Strecken zwischen Stockholm und Usedom über Helsinki, St. Petersburg und Tallin. Dieses Jahr wollen wir von Stockholm nach Helsinki fahren, nach aktueller Planung sind das 2856 km.

Die Anreise startet am 3.7.2023 mit dem ICE von Bensheim nach Hamburg. Von dort geht es, wie bereits im letzten Jahr, Nachmittags mit dem Flixbus weiter nach Stockholm, wo wir dann am 4.7. Morgens um 9:00 in Stockholm ankommen sollen. Dann wollen wir aber auch gleich starten.

Ein kleiner Hopfengarten am Fahrradweg – irgendwo muss da ein Hobbybrauer in der Nähe wohnen

Das sind nur etwas mehr als 400 km mehr als 2022. Wir können es kaum erwarten los zu radeln. Nur die Deutsche Bahn könnte uns noch die Suppe versalzen. Die Tarifverhandlungen sind mal wieder gescheitert und es drohen entsprechende Streiks. Es würde uns jetzt nicht wundern, wenn die ausgerechnet am 3.7. morgens starten würden.

Wir laden alle unsere Freunde und Bekannte dazu ein, unsere Reise auf dieser Seite zu verfolgen. Viel Spaß dabei!

24. und letzter Tag (30.8.2022) km 2512

Trackverlauf heute: Von Polheim geht es zunächst mal nach Süden in die Wetterau, durch die Städte Bad Nauheim und Friedberg nach Frankfurt, mitten durch die Stadt. Am neuen Henninger Turm vorbei geht es nach Süden in den Stadtwald, Neu-Isenburg, Dreieich-Sprendlingen, Langen nach Egelsbach. Von dort ein kurzes Stück den Radschnellweg Darmstadt-Frankfurt bis Wixhausen. Über Darmstadt die Bergstraße entlang nach Auerbach und hoch nach Hochstädten.

An der Stelle muss ich nochmal kurz auf unseren Gastgeber der letzten Nacht eingehen. Die erste Anfrage bzgl. Übernachtung in Pohlheims Stadtteil Watzenborn-Steinberg ging an das Hotel Goldener Stern. Die hatten ausgerechnet diese Woche Betriebsferien und haben uns an die Zur Krone weitergeleitet. Gisela hatte dort nach Rückruf ein Doppelzimmer für eine Nacht für heute eigentlich sehr günstige 74 € ohne, 91 € mit Frühstück gebucht. Als wir ankamen fanden wir ein relativ kürzlich renoviertes älteres Haus vor. Einfach Zimmer ohne Schnick-Schnack, relativ frisch saniert. Preislich eher eine Handwerker-Unterkunft.

Der Betreiber stellte sich uns später vor, 35 – 40 Jahre alt, betonte in einem ellenlangen Vortrag seine Herkunft – Aramäer – heutiges Grenzgebiet Syrien – Türkei (Südost-Anatolien). Der ganze Hotelbetrieb, das Macho-Gehabe des Betreibers (und vielleicht auch noch der schwarze Porsche Cayenne vor der Haustür – der Bruder fuhr auch einen), die Preisgestaltung, das ganze persönliche (meines Erachtens völlig unprofessionelle) Auftreten  – tja, man fühlte sich vielleicht doch in einem Geldwäscheapparat.

Nach gutem Frühstück, fahren wir kurz nach acht vom Hof, es ist deutlich wärmer als gestern, wir ziehen uns bald um. In der Wetterau geht es immer mal kurz hoch und wieder runter, längst nicht so anstrengend wie vorgestern. Wir erreichen bald Bad Nauheim und fahren durch das Villenviertel und anschließend durch den Kurpark. Friedberg ist nur knappe 5 km weiter entfernt, aber für Radfahrer nicht wirklich eine Empfehlung – keine vernünftigen Fahrradwege, an allen wichtigen Kreuzungen muss das Grün-Signal nach dem Anhalten per Knopfdruck angefordert werden. Nach Friedberg geht es in immer kleineren Wellen Richtung Frankfurt.

Frankfurt kommt uns näher und näher (oder wäre es umgekehrt?)

Frankfurt duchqueren wir von Nord nach Süd. Nach Überquerung der Nidda vor Berkersheim, geht es für unsere Vorstellungen zunächst ungewöhnlich lang und steil den Berg hoch. Anschließend erfolgt eine lange Abfahrt runter zum Main, der anschließende Aufstieg am Henniger Turm ist wieder steil. Die Abfahrt durch den südlich davon gelegenen Stadtwald bietet etwas Kühlung vor der anstrengenden Durchfahrt von Neu-Isenburg, Dreieich-Sprendlingen und Langen.

Bei der Überquerung des Weißwurst-Äquators, man fühlt sich ein ganzes Stück heimischer

Die sehr kurze Entfernung zwischen Langen und Egelsbach überraschen uns doch sehr, gerade mal gefühlt 500 m trennen die beiden Gemeinden noch.

Bei der Durchfahrt von Egelsbach stolpern wir über ein italienisches Restaurant mit Tagesessen und schöner Sitzgelegenheit im Freien. Die eigentlich schon für Neu-Isenburg geplante Pause wurde hier mit Spagetti Bolgnese nachgeholt.

Gestärkt ging es dann auf die letzte Etappe nach Hause. Darmstadt machte wieder mal keinen Spaß. Nördlich der Kasinostraße gibt es zwar Fahrradwege, aber an einer Baustelle (Straßenbahngleis-Sanierung) am nördlichen Rand von Merck wurde die Frankfurter Straße für Radfahrer in beide Richtungen komplett gesperrt, obwohl es überhaupt kein Problem gewesen wäre, den Radfahrern den nötigen Raum zu lassen (schließlich läuft der Autoverkehr von Süd nach Nord auch ohne Umleitung). Zwischen Kasino- und Rheinstraße gibt es keinen Radweg, dafür aber heftigen Verkehr. Südlich der Rheinstraße gibt es nichts mehr zu meckern.

Nach einer letzten Zuckerpause in der Eis-Diele in Zwingenberg erreichen wir unser Zuhause nach 112 km um 16:30. Wir freuen uns riesig auf das Wiedersehen mit unseren Kindern und Enkelkindern!

23. Tag (29.8.2022) km 2401

Die Nacht war sehr kalt und wir wissen jetzt warum wir unsere Daunenschlafsäcke mitgenommen hatten, 8° C hatte es, als wir angefangen haben unsere Taschen zu packen. Entsprechend nass war unser Zelt von Innen und Außen durch den Tau.

Der Tourplan heute: die Eder hoch bis etwas hinter Frankenberg, dann hoch nach Burgwald einem kleinen Ort an der Wasserscheide zwischen Weser und Rhein (über die Wetschaft und Lahn), danach eine gaaaaaanz lange Abfahrt über Ernsthausen, Wetter (ja, den Ort gibt es tatsächlich – und nein, das Wetter kommt nicht von dort), Cölbe, Marburg, Lollar, Gießen über einen kleinen Hügel nach Pohlheim, dort haben wir aufgrund fehlender Campingplätze ein Zimmer im Hotel Zur Krone gebucht.

das ist die Eder unterhalb von Frankenhausen – nur noch ein Rinnsal

Die Fahrt verlief zäh bis Burgwald, ansteigendes Gelände oder schlechte Wege/Wegführung bremsten unser Fortkommen. Der Anfang war saukalt, und wir ärgerten uns so ein wenig, nicht doch noch Handschuhe mitgenommen zu haben. Kaffeepause in Frankenberg. Ab Burgwald lief es dann richtig flott und wir haben unser Hotel nach einem heftigen Hindernislauf in Lollar und einer wenig erbaulichen Stadtrundfahrt in Gießen gegen 16:30 nach 96 km auf dem Computer erreicht.

Nach Lollar führt der Radweg durch eine ziemlich hügelige Landschaft. Lollar selbst liegt an der Lahn also unten. Auf dem Weg dorthin, führt der Radweg unter der Bahnlinie durch, anschließend über eine Brücke über die Lahn um danach wieder über eine Brücke über die Lahn zurück und die Eisenbahn wieder auf die normale Straße zu führen.

Die erste Brücke wurde gerade durch eine neue ersetzt und war gesperrt, die Treppenstufen am Ende des Feldwegs von der zweite Brücke entpuppten sich als Trampelpfad mit extremer Steigung, das Hochlaufen mit den Treckingschuhen geht gerade noch so, beim Runterlaufen kann man schon mal ins Rutschen kommen. Jedenfalls, haben wir Taschen und Fahrräder einzeln hochgeschuftet. Sehr Schweiß-treibend die Angelegenheit.

Nur noch 110 km bis Bensheim. Wir freuen uns auf Zuhause, unsere Kinder und Enkel und unseren Garten

22. Tag (28.8.2022) km 2307

Hotel, Übernachtung mit Frühstück, weil Sonntag, frühstens um 8:00. Wir packen die Räder vorher, frühstücken und sind erst um 8:30 losgefahren, eine Stunde später als üblich.

Die heutige Etappe wird die Königsetappe der Tour.

Wir steigen in Horn – Bad Meinberg in das Eggegebirge ein, das wir in Längsrichtung bis zum Ende vor Warburg hinter der ersten Rippe befahren. Danach wechseln wir in das nordhessische Bergland bis zum Edersee, dem sich der Kellerwald einschließt.

Das Eggegebirge kostet uns sehr viel Zeit und wir kommen nur sehr langsam voran. Das war aber aufgrund der großen Höhenunterschiede zu erwarten. Richtig spannend wurde es für etwa 2 km, als wir von den bisher geteerten Wegen auf einen Single Trail abzweigten (war auch als Fahrradweg beschildert), der aber wohl gleichzeitig von Reitern benutzt wird. Man hätte das Rad genauso gut schieben können, so uneben war der Untergrund. Danach ging es auf sandigen Wegen über große, völlig abgeholzte Flächen. Der Borkenkäfer hatte nach der Trockenheit 2018 dem Fichtenwald den Rest gegeben, einfach nur gruselig.

riesige Windparks in der Nähe der (selbsternannten?) Energiehauptstadt Lichtenau
ein paar Kilometer weiter die völlig kahlen Kuppen des Eggegebirges

Danach folgte die lang Abfahrt nach Wrexen an der Twiste und wir sind wieder in Hessen. Den Weg von dort nach Bad Arolsen kannten wir bereits. In Bad Arolsen war bereits in booking.com kein Zimmer mehr frei, wir hofften auf das ca. 20 km weiter entfernte Korbach. Aber auch dort hatten wir kein Glück und so beschlossen wir auf den 16 km weiter gelegenen Campingplatz Teichmann am oberen Ende des Edersees auszuweichen.

Abendstimmung am Campingplatz (rund um einen Baggersee direkt neben der Eder)

Die letzten 16 km waren eine lange Abfahrt, die wir in  Rekordzeit hinter uns brachten. Wir rollten nach 116 km, 1114 erklommenen und 1005 hinabgefahrenen Kilometern auf dem Campingplatz

21. Tag (27.8.2022) km 2196

Die Nacht war endlich mal wieder kühl und wir konnten endlich mal wieder gut schlafen.

Trotz der größeren Niederschlagsmenge gestern Abend war das Zelt sowohl innen als auch außen heute morgen trocken (der Wind hatte einer Taubildung verhindert).

Dies heutige Route ist uns auch bekannt. Erst Mal geht es entlang des Weser Radwegs die Weser hoch über Minden, Porta-Westfalika bis Vlotho, dann über ein paar Hügel (mit etlichen Höhenmetern, Hmax=310 m NN) nach Lemgo und Detmold, beide Städte sind uns vom E1 Wanderweg bekannt.

Die Einfahrt zur Weser-Schleuse Minden, ganz kurz vor der Kreuzung mit dem Mittellandkanal
Die Weser in Minden mit Blick auf die Porta-Westfalika – der Durchbruch der Weser durch das Wesergebirge nach Norden
Hier ist noch mehr flach, irgendwo zwischen Vlotho und Lemgo

Campingplätze gibt es hier an der Route nicht, also haben wir nach einem Zimmer Ausschau gehalten. In Lemgo (so groß wie Bensheim ca 40.000 Einwohner) Fehlanzeige, wenig Hotels, alle ausgebucht. Also sondieren wir in Lemgo bei Kaffee und Torte um 16:15 die Möglichkeiten in Detmold, und werden 18 km weiter fündig.

Unsere Tour endet nach 116 km auf dem Computer und 105 auf dem Track.

Jetzt genießen wir die erste Nacht in einem normalen Bett nach 21 Tagen auf einer 4 cm dicken Luftmatratze im, 1,25 m hohen Zelt…