Mit viel Gegenwind durch die Wachau

Ein Blick auf das Thermometer heute morgen (OK, OK, ich nehme die Angaben von wetteronline.de) ließ uns bei 12 Grad die langen Klamotten aus den Packsäcken rausholen.

Wir starten nach einem guten Frühstück um 7:50 in den Tag. Zunächst müssen wir durch die Innenstadt von Tulln wieder an die Donau finden. Hierbei leistet mein neues Garmin Navi mit den OpenVeloMap Karten, wie schon in Budapest, wieder mal sehr gute Arbeit. Toll was da inzwischen geht!

Zunächst geht es direkt an der Donau entlang. Die ist aber schon seit unterhalb Bratislava durch Staustufen aufgestaut. Die Staustufen selbst sind nur ein kleiner Bestandteil der Anlage. Viel aufwändiger sind die zum Teil zig-Kilometer langen seitlichen Dämme, zum Teil mehr als 10 Meter hoch, auf denen der Radweg normalerweise verläuft: kerzengerade, selten mit Baumbewuchs. Das Wasser steht in diesen Stauseen und erst so 30 – 50 km oberhalb der Staustufen kann man wieder wieder die Oberflächenmuster strömenden Wassers beobachten. So auch der Radweg.

In Krems beginnt flussaufwärts die Wachau, eine hügelige Landschaft vergleichbar mit dem Neckartal, nur breiter und neben dem Fluss nicht gleich steil ansteigend.

Das erlaubt im großem Umfang Wein und Obstanbau (Äpfel und Birnen). Der weit bekannte Grüne Veltliner kommt aus der Wachau.

Relativ früh haben wir damit angefangen die Tourenradler, die uns entgegen kommen zu zählen. Unser Wirt hatte gestern Abend schon die Antwort auf die Frage woher wir kommen mit da seid ‘s ihr ja anders herum, hatte ich noch nie kommentiert. Er meinte damit wohl, daß normalerweise seine Gäste den Fluss herunter und nicht hinauf fahren. Auf 128 km sind uns 132 Tourenradler entgegen gekommen. Überholt (weder beim Fahren noch während unserer Pausen hat uns niemand). Passau-Wien mit dem Rad ist immer noch sehr beliebt, wenn auch die Riesengruppen von 20(+mehr geführten) Radlern, die wir 2003 auf unserer Paddeltour beobachtet hatten nicht mehr unterwegs sind. Damit sind uns heute deutlich mehr Radler entgegen gekommen als zwischen Bucarest und Wien insgesamt.

Wir verlassen die Wachau mit dem Passieren des weltberühmten Klosters Melk

Von da an kämpfen wir gegen 30 – 40 km/h Gegenwind. In Ybbs beschließen wir noch ca 9 km weiter zu radeln um dann entweder im Gasthof Krenn oder dem dazu gehörigen Campingplatz Krenn zu übernachten.

Dort angekommen, mussten wir feststellen, dass beide diese Woche wegen Betriebsferien geschlossen sind. Also weiter, die nächste Möglichkeit 2 km weiter war angeblich schon von Handwerkern belegt. Zwei ältere Damen empfahlen uns einen Gasthof an der Greiner Brücke, wir planen zunächst mit der Greiner Personenfähre nach Grein zu übersetzen (die Brücke liegt noch mal 4 km weiter flussaufwärts). An der Fähre angekommen bestätigten wir an einer Art Haussprechanlage die Anforderung der Fähre (war wohl auf der anderen Seite, jedenfalls nicht am Anlieger unserer Seite). Wir kommen in fünf Minuten war die Antwort. Als nach 15 Minuten immer noch keine Fähre zu sehen war, sind wir zur Greiner Brücke weiter gefahren. Dort fanden wir auch das Gasthaus /Hotel, das aber leider Dienstags+Mittwochs Ruhetag hatte (Ansage auf dem Anrufbeantworter: wir haben Betriebsurlaub und sind ab dem 9.8. – wir haben inzwischen den 3.9. – wieder für die da… ). Also sind wir über die Brücke auf die andere Seite gefahren und nochmal 3 km nach Grein zurück. Der Campingplatz am Anfang des Ortes ging nicht ans Telefon, also probierten wir den erst besten Zimmerhinweis am Fahrradweg und waren erfolgreich. Nach 128 km stellten wir die Räder ziemlich müde in die Garage.

Auf nach Wien!

Zur Praterbrücke in Wien sind es von unserer Behausung noch 25 km. Von dort soll es dann in Richtung Stadtmitte gehen. Wir starten heute um kurz nach acht. Keine 2 km gefahren fängt es zunächst leicht zu regnen an. Wir holen die Regenklamotten raus und weiter geht’s. Nach 5 km sind wir endlich wieder von der Umleitung des Radwegs, der wir schon seit 25 km folgen, runter und fahren jetzt ohne Umwege Richtung Wien. Zwischendurch hört es auf zu regnen wir packen die Regenklamotten wieder ein. Aber nicht für lange. Als wir den Donaukanal erreichen, fängt es wieder an zu nieseln. Der Blick in Wetterrichtung verspricht noch deutlich mehr. Also steigen wir wieder in die Regenklamotten an einer der zahlreichen Straußenwirtschaften entlang des Kanals rein, der wohl an sonnigen Tagen ein sehr beliebtes Ausflugsziel ist. Über mehrere Kilometer findet man, Grillplätze, (auch auf dem Radweg) ausgewiesene FKK-Bereichen und gefühlt alle 100 Meter eine ToiToi Toilette. Zwischenzeitlich schüttet es aus Kübeln. Durch die seitlichen Reißverschlüsse von Peters Regenhosen dringen erste Regentropfen ein und fluten so ganz langsam die Schuhe.

Wir erreichen die Praterbrücke und erklimmen sie im Karussell

Bald sind wir auf der sehr langen Hauptallee des Praters, die für den Verkehr heute (noch) gesperrt ist. Es wird wohl aufgeräumt, Absperrgitter auf LKWs verladen. Alle 100 m kann man noch Kontaktschleifen für vermutlich Zeitmessungen überqueren. Was uns noch auffällt: alle paar Meter findet man einfach abgestellte E-Tretroller (manchmal liegen sie sich nur einfach da wie weggeworfen)

Wir erreichen den Rummelplatz am Riesenrad.

Das Cafe Eisvogel wollte uns nass, wie wir waren, nicht rein lassen und erklärte das Kaffee trotz geöffneter Tür für geschlossen.

Wir sind zur Eisdiele am Riesenrad gewechselt und feiern unsere Ankunft in Wien, insbesondere den Regen und moderaten Temperaturen nach den vergangenen heißen neun Tagen mit einem Glas Sekt.

Leid getan haben uns die vielen Familien mit Erstklässern, die die Einschulung ihrer Sprösslingeit mit einem Praterbesuch krönen wollten. Die in Plastikfolie eingewickelten Schultüten wirkten einfach nur traurig.

Danach kleine Stadtrundfahrt mit standesgemäßem Kaffee und Wiener Spezialitäten im Café Mozart (eine gefüllte Geldbörse wird empfohlen).

Auch hier bestimmen die E-Tretroller massiv das Stadtbild

Anschließend wühlen wir uns durch die Innenstadt, vorbei an zahlreichen Sehenswürdigkeiten so ganz langsam wieder zurück auf den Eurovelo 6.

Hat uns der Regen in der Stadt noch weitestgehend verschont, fängt es wieder an zu regnen noch bevor wir auf dem Donauradweg sind und hört bis zum Erreichen unseres heutigen Quartiers in Tulln nicht wieder auf.

Kilometer 884, 281 km bis Passau.

3-Länder-Tour

Um es vorweg zu nehmen: wir sind schlagkaputt. Die Nacht auf dem Campingplatz war grausig. Die Freizeitpaddler sind bald nach unserer Ankunft weiter gezogen. Übrig geblieben sind etwa 10 Jungs, die die Vaterschaft eines ihrer Kumpel feierten. Wie waren zwar so um die 100 m vom Bistro entfernt, aber die Soundanlage hat die 100 m locker überbrückt.

Die letzten sind so gegen 5 ins Bett und wir konnten von da an endlich ungestört schlafen.

Gestartet sind wir heute um 7:40, obwohl die Bedingungen gut waren, kamen wir einfach nicht voran. Für die 40 km zu Slowakischen Grenze brauchen wir fast 3:30

Hinter der Grenze fahren wir dann auf einem sehr guten Radweg Richtung Bratislava. Unglaublich wie viele Menschen, jung, alt, Singles, Familien auf Rennrädern, Mountainbikes, Stadträder, Treckingbikes, Inlinern auf dieser Infrastruktur unterwegs sind. Und natürlich gab es relativ viele Möglichkeiten sich an der Strecke zu erfrischen. Auf der ungarischen Seite war die Rad-Infrastruktur nur unwesentlich schlechter, aber nur ein Bruchteil der Menschen auf zwei Rädern unterwegs.

Bratislava vermittelt zumindest bei diesem Wetter ein tolles Flair, nicht zuletzt deswegen lagen eine große Zahl von Hotelschiffen vor Anker

Die Grenze zu Österreich ist schnell erreicht und bei fast schon unerträglichen Temperaturen schleppen wir uns auch noch mit leichtem Rückenwind in Richtung Hainburg.

Wir pausieren noch mal im Schatten am Donaustrand bevor es auf die letzten 30 Kilometer nach Orth an der Donau geht.