2019: wir fahren weiter

Nachdem unsere geplante EV6 Tour 2017 ein abruptes Ende fand haben wir uns zwei Jahre später entschlossen unser Vorhaben von 2017 abzuschließen. Wir sind damals in Novi Sad umgekehrt und dann via Belgrad zurück nach Frankfurt geflogen. Folglich startet unsere Radtour diesmal in Belgrad und wir hoffen zwei Wochen später in Passau anzukommen.

Die Tour seht ihr auf der Karte nur, wenn ihr die Web-Site über https://vmanager6867.premium-vserver.net:4443 geöffnet habt. Das wird leider in vielen Firmen/Behörden wegen der Firewall-Einstellungen nicht möglich sein.

Novi Sad – der Wendepunkt

Freitag – wir planten den ersten anständigen Schlag in Richtung Budapest. Novi Sad – knapp 80 km weiter musste es mindestens sein, wenn wir Budapest noch erreichen wollten, besser noch 20 km mehr. Wir starteten bei strahlend blauem Himmel, der Verkehr lichtete sich nach etwas mehr als  10 km dann in der Peripherie von Beograd.

Wir kommen gut voran, aber es wird immer heißer. Gegen Mittag erstehen wir an einer Straßenkreuzung ein halbes Kilo Kirschen für umgerechnet einen Euro. Wir befinden uns jetzt im Obstanbaugebiet Krčedin, wo hauptsächlich Äpfel, Pfirsische und Kirschen angebaut werden. Die Ortschaft sind geprägt von langen geraden Straßen. Zwischen Straße und den Häusern hat es einen Grünstreifen, dessen Rasenfläche immter gut gepflegt ist und vor den Häusern mit Walnussbäumen bepflanzt war. In dessen Schatten befindet sich fast vor jedem Haus eine Bank von der uns viele ältere Bewohner strahlend zuwinkten und anfeuerten… Zumindest diese Bürger fanden uns gut – die Asphaltritter in ihren 40 Tonner mit Sicherheit nicht so. Die Lücke zur Straßenfront in der Häuserreihe waren immer durch Hoftore und Mauern verschlosen.

Ca. 8 km vor Novi Sad eine üble Abfahrt über mehrere Kilometer Betonplatten – Kukident hätte das Gebiss nicht mehr gehalten. Ein paar Kilometer weiter nach einem 3 spurigem Steigungsstück ein Stau. Kein Gegenverkehr mehr, alles versucht noch auf der Gegenspur noch weitere Meter gegenüber der Konkurrenz gut zu machen. Wir sind mit unseren Rädern im Vorteil und können uns an einem LKW  vorbei mogeln, der gerade einen PKW aus einem Busch zieht. Die restlichen Kilometer bis Novi Sad laufen dann sehr ruhig – wir haben den Verkehr an der Unfallstelle abgestreift.

In Novi Sad Pause in einem sehr schönen an der Ufer-Promenade gelegenen Restaurant. Karten-Studium: bis wohin kommen wir noch? Mhh. 80 km stehen auf dem Zähler, die nächsten Übernachtungsmöglichkeit wären weitere 42 – zuviel für heute. Wir treffen noch auf einen Thüringer, der in Deutschland mit einem E-Bike und Ersatz-Akku gestartet ist. Nach noch nicht mal 300 km, Defekt des Elektro-Motors. Austausch oder Ersatz des Front-Motors – Fehlanzeige (der Hersteller steckt gerade in der Insolvenz). Also wuchtet er sein 25 kg-Elektro-Schrott-Bike seit Regensburg rein Muskelbetrieben durch die Landschaft. Im Vertrauen auf den Elektro-Motor hatte er riesige Gepäcktaschen an seinem Stahlross installiert (mindestens 50 % mehr Packvolumen als unseres). Immerhin kann er es sich erlauben verschmutze Wäsche mit der Post nach Hause zu schicken. Ob sich die Schlepperei allerdings lohnt? Wir meinen, weniger ist mehr (+1 mal Rei aus der Tube)

Nach Abendessen und ausreichend Flüssigkeitszufuhr (da haben wir jeden Tag Defizite bei den hohen Temperaturen) Kartenstudium. Wir müssten in vier Tagen in Budapest sein. Bei etwas mehr als 4oo km eigentlich kein Problem. Leider ist die Dichte der Übernachtungsmöglichkeiten in Kroatien, in das wir am nächsten Tag einfahren würden, so blöd, dass man entweder um 80 km oder über 120 km fahren müssten. 120 km bei diesen Temperaturen oder auch noch Gegenwind, das machen wir einmal aber nicht an mehreren Tagen hintereinander.

Deshalb entschließen wir uns schweren Herzens nach Beograd zurück zu fahren und dort den Heimflug anzutreten.

Noch ein Wort zu Versorgung: wir können uns glücklich schätzen, dass auf unserer Tour Aldi (weniger) und Lidl (öfter) noch nicht so präsent sind. Dafür haben wir in Rumänien, Bulgarien (weniger oft) und Serbien in jedem noch so kleinen Dorf zwischen ein und 3-4 Minimarkets vorgefunden. Jeder davon ist mit einer Batterie von Kühlschränken ausgestattet, die jederzeit für Flüssigkeitsnachschub sorgten. Die Minimarkets waren auch am Wochenenden über den ganzen Tag geöffnet. Beste Infrastruktur für Radler!

Beograd – nichts für Fahrradfahrer

Belgrad war das nächste große Etappenziel unserer Reise. Die Hauptstadt Serbiens hat selbstverständlich einen internationalen Flughafen und wird mehrmals täglich von der Lufthansa und ihren Star-Alliance-Partnern angeflogen.

Insofern eine gute Möglichkeit einen Rückflug für die anstehende Beerdigung nach Frankfurt zu buchen. Ziel des Tages war es in den westlichen Teil von Belgrad zu kommen. Dort befindet sich auch der Flughafen. Je nach dem wann denn die Beerdigung stattfinden würde, könnte man vielleicht auch noch versuchen nach Budapest weiter zu fahren.

Auf den ersten Kilometern weg von Banatska Palanka sind wir den ersten unbefestigten offiziellen Teil des EV6 in Serbien geradelt – auf einem Hochwasserdamm. Gegenüber der Alternative auf Asphalt eine Einsparung von 10 km. Leider hat die Qualtität der Oberfläche nichts mit der Qualität unbefestigter Fahrradwege auf Hochwasserdämmen wie wir sie vom Rhein kennen zu tun. Da die Hauptroute für den heutigen Tag weitere 75 km unbefestigten Radwegs vorsah, haben wir uns entschlossen eine Alternativ-Route zu fahren. Die sollte insgesamt 15 km kürzer sein. Irgendwie ist uns nach ca 10 km bei der ersten Rast im ersten Dorf aufgefallen, dass wir die falsche Straße gefahren sind und wir uns auf einer relativ stark befahrenen Bundesstraße bewegten. Da diese Variante nochmal kürzer als die Alternativ-Route war und es keine Möglichkeit mehr gab auf die Alternativ-Route abzubiegen (außer zurück zu fahren und 20 km Umweg in Kauf zu nehmen) blieben wir bis 15 km vor den Toren Belgrads auf dieser Bundesstraße (14). Zwischen Pantschowa und Belgrad zweigte dann der Fahrradweg erkennbar wieder auf den Hochwasserdamm ab. Erkennbar wieder unbefestigt. Das versprach kein schnelleres Vorankommen wie am Morgen bereits erfahren. Also blieben wir auf der jetzt noch stärker befahrenen 14. Als ein paar Kilometer später die 14 dann als eine Art Autobahnauffahrt auf die E70 fungierte, waren wir uns nicht mehr so sicher, ob wir auf dem legalen Weg nach Beograd sind. Zum Glück hatte uns kurz zuvor ein Freizeitradler mit deutlich höherer Geschwindigkeit überholt und war auf der E70 noch schwach am Horizont zu erkennen. Die E70 hat in diesem Bereich auch eine seperate Bus- (und Stand-)spur und an den Bushaltestellen immer wieder eine Fußgängerampel. Nach gut 5 Kilometern auf der E70 haben wir dann an einer Bushaltestelle angehalten und uns die Radkarte noch mal genauer angesehen. Eigentlich sollte der Radweg doch asphaltiert sein (so die Karte) und nahm in diesem Bereich auch eine vermeintliche Abkürzung durch einen Bogen der Donau. Also entschlossen wir uns der offiziellen Variante zu folgen. Nach gut einem Kilometer haben wir dann den Damm erklommen – nix asphaltiert, wieder mal ungefestigt. Aber es rollte noch gut. Nach zwei weiteren Kilometern wurde dann das Gras immer höher. Kurz vor der Brücke nach Beograd musste wir dann durch Heu fahren und noch ein Stück weiter Heuballen umfahren, die natürlich auf der noch einigermaßen gut befahrbaren Spur lagen. An der Brücke angekommen wurde der Weg dann durch einen Schlagbaum so abgesperrt, dass man mit dem Rad nicht mehr drum herum fahren konnte. Irgendein Scherzkeks hatte ca 1500 m vor der Schranke ein EV6 Hinweisschild so umgebogen, dass wir weiter auf dem Damm gefahren sind anstatt eine 45° vom Kurs in eine kleine Siedlung zu fahren und von dort dann befestigt zur Brücke.

Beograd selbst war die Hölle für den Deutschen Fahrradfahrer. Wir haben uns schon nicht getraut auf der Brücke und deren Rampen auf der Autospur zu fahren (viel zu viel Verkehr, sehr viele Busse und LKWs). Der kombinierte Fußgänger- und Radweg war kaum befahrbar – auf der Brücke alle paar Meter an den Dehnungsfugen Absätze von 10 cm Höhe oder mal Lücken von 15 cm Breite. Mit dem Mountain-Bike eigentlich kein Problem, sondern eine willkommene Herausforderung, nicht aber für unsere Lastkähne. Beograd-Zentrum selbst glänzte durch einen Riesen-Stau, verursacht durch Straßenbau-bedingte Sperrung genau der Straße, die wir befahren wollten/sollten. Auf der Umleitung umrundeten wir den recht großen, mitten in der Stadt gelegenen Zentralfriedhof. Natürlich nicht ohne 50 Extra-Höhenmetern für die Bergwertung mitzunehmen. Der Rest durch die Innenstadt war auch nicht weniger spannend. Wir fanden eine Kreuzung nicht, mussten dann ein Stück Einbahnstraße auf dem Fußgängerweg zurücklegen um dann festzustellen, dass die Kreuzung wohl nur in einem Tunnelsystem existiert, das wir aber nur aus der entgegen gesetzten Richtung kommend befahren hätten… soviel zum Thema GPX-Tracks (die meisten der Donau-Radler fahren den Fluss abwärts – wir halt nicht 🙂

Nachdem wir die zweite Donaubrücke nach Norden auf der Busspur überquerten und dabei mal gleich 3 Busse ausbremsten wurde es dann auf der Uferpromenade ruhiger. Nach weiteren 5 km dann Quartier im Hotel LAV im Vorort Zemum. 100 km Tagesetappe, davon viele mit Gegenwind und noch mehr mit heftigem Verkehr.

Dort erreichte uns am Abend die Nachricht, dass wir noch fast eine Woche Zeit bis zur Beerdigung haben würden. Nach Budapast waren es von hier noch 515 km. Unser Plan – wir radeln weiter, 515 km schaffen wir normalerweise in 5 Tagen.

Noch ein kleines Wort zum Thema Straßenqualität in Serbien. Fehlende oder zerbrochene Gussgitter in Regenwasserrinnen sind genauso Standard wie große Schlaglöcher (10-20 cm tiefe Löcher) vor oder neben diesen Gulli’s oder genauso große Absenkungen der Asphaltdecke. Man weicht ständigt solchen Hinternissen aus und das im dichtesten Verkehr. Busfahrer sind am brutalsten im Kampf um den Platz auf dem Asphalt. Da wird kurz gehupt und dann überholt. Wenn man Glück hat, dann mit 50 cm Abstand. 15 – 20 cm waren aber auch keine Seltenheit. Technisch würde unser TÜV geschätzte 80-90% der Fahrzeuge aus dem Verkehr ziehen. Fehlende Kats sind Standard, dickste Ruß-Schwarten hinter Diesel-getriebenen Fahrzeugen genau so normal wie übelste Defekte in Rad- und Achsaufhängungen (metallisches Schlagen beim Durchfahren der überall vorhandenen Schlaglöchern). Die bei uns im Lande geführte NOx und Feinstaub-Debatte wirkt vor den Umständen in Belgrad, Rumänien und Bulgarien mehr als bizarr. Und spätestens hier wird auch klar, dass in der EU mit dreierlei Maß gemessen wird.

Der schönste Teil ist leider vorbei

Wir sind heute morgen zeitig aus dem Guest House aufgebrochen in der Hoffnung ein Frühstück in einem Restaurant oder Café zu bekommen. Leider Fehlanzeige. Kaffee ja, aber nichts zu essen.

Also im Supermarkt Brot und Belag gebunkert und erst mal losgeradelt.

Später haben wir nach der ersten großen Steigung gefrühstückt.

Je unattraktiver die Landschaft wurde desto höher stiegen die Temperaturen und wir quälten uns Richtung Fähre Ram, knapp 100 km vor Belgrad. Die Fähre dort verkehrt nur alle 3 Stunden – ist aber von der Technik ein weiteres Abenteuer. Wir mussten 2 Stunden auf die nächste Fähre warten. Dabei erfuhren wir vom schlechten Gesundheitszustand von Peters Vater. Kaum zwei Stunden später nach der Überfahrt nach Banatska Palanka später von dessen​ Tod.

Die Tour ist leider nicht mehr so wichtig für uns. Wir müssen jetzt irgendwie schauen wie wir nach Hause kommen.

Im Eisernen Tor

Um Hotel in Negotin sollte es schon ab 7:00 Frühstück geben. Wir sind relativ schwer wach geworden, eine Folge von Mischung aus zu spät gut geschlafen und anstrengenden Tag gehabt. Jedenfalls hat es bis 7:35 gedauert bis wir zum Frühstück aufgebrochen sind. An der Rezeption angekommen wies und der Nachtdienst darauf hin, dass es noch keine 7:00 sind. Tatsächlich zeigte das in einem TV Monitor laufende Nachrichtenprogramm 6:35. 

OHA! Wie haben gestern beim Grenzübertritt nach Serbien den Zeitzonenwechsel nicht realisiert. Also noch mal ins Zimmer (was hätte man da noch schlafen können 😂)

Die ersten Kilometer nach Negotin waren gewohnt schlecht. Wir kamen an die erste Staustufe der Donau. Der Radweg führt ab dort direkt an einem sehr breiten Stausee entlang. Zuerst befestigt und dann auf über 10 km auf unbefestigtem Grund. Das war bisher der übelste Teil der Strecke. Pfützen wechselten mit Sandabschnitten, die Durchschnittsgeschwindigkeitlag lag deutlich unter 10 km/h.

Kladovo am Anfang des Eisernen Tors erreichen wir nach etwas mehr als 50 km kurz nach 12:00 mittags. Vorher hatten wir noch zwei Jungs aus Bamberg getroffen, die über eine gute Übernachtungsmöglichkeit mitten im Eisernen Tor berichteten. Da Kladovo uns nicht besonders gefiel sind wir weiter geradelt und haben nach 120 km und etlichen Höhenmetern im Guest House von Donji Milanovac Quartier bezogen.

15 Tourenradler sind​ uns entgegen gekommen. Die Landschaft ist grandios, so eine Mischung aus Mittelrheintal (Gebirge) und Lago Maggiore (Dimension des Gewässers).

Im nächsten Blog mehr dazu.

Diesen hatte ich gestern Abend noch angefangen, aber dann sind mir einfach die Augen zugefallen 😀

Die Materialschlacht geht weiter: Heute hat sich ein unterer Befestigungshaken an Gisela’s hinter Packtasche gelöst und ging verloren. Mal sehen ob wir in Belgrad Ersatz bekommen.

Bye Bye Bulgaria

Nach dem großen Schlag von gestern haben wir heute einen etwas kleineren  (98 km, ca. 600 Höhenmeter) drauf gepackt und haben um 15:35 die Grenze nach Serbien bei Брегово in Richtung Неготин (Negotin) passiert.

Der optische Unterschied zwischen Bulgarien und Serbien ist schon mehr als beeindruckend. In Bulgarien dominiert eine (postsozialistische??) Gleichgültigkeit, die sich im Zerfall von Gebäudesubstanz darstellt. Industriekomplex-Ruinen paaren sich mit noch bewohnten zerfallenden Plattenbauten. Ein paar Meter nebenan stehen dann nicht mehr bewohnte Wohncontainer, die aber auch niemand mehr abreißt. Gruselig! 

Im Hotel Transimpex in Lom, in dem wir letzte Nacht übernachteten sind Teile der Außenfassade heruntergefallen, im Flur hat es Schimmel an den Wänden oder die Tapete sich in Folge einer Undichtigkeit des Flachdachs von den Wänden gelöst. Das Personal wirkte anwesend aber unmotiviert. Und das bei allerbester Lage direkt an der Donau mit vermutlich mittels EU Förderung klatschneu gestalteter Donau Promenade und Fußgängerzone. Und das alles zwischen Lidl, Kaufland, Mediamarkt (anderer Name, gleiches Logo), Hornbach. Die Telekom ist in fast jedem kleinen Minimarkets präsent.

Es ist schon erstaunlich wie heimisch man sich ob dieser Versorgungslage fühlt. Nur bezweifle ich, das die letztlich dem außenwirtschaftlichen Gleichgewicht zuträglich ist. Aber das ist ein anderes Thema.

Im ersten wirklich sehr abgelegenenen Dörfchen Serbiens plötzlich gepflegte Häuser, wohl gepflegte Gärten. Und dann gleich drei Reklametafeln die Unterkünfte im nächsten Ort angepreisen. So grass haben wir einen Grenzwechsel zumindest optisch noch nicht erlebt.

Nur die Qualität der Straße ist vergleichbar: miserabel. Hoffentlich ändert sich das bald.

Die nächsten zwei Tage werden spannend: je nach Variante haben wir noch 50-80 km zum eisernen Tor, dem Donau Durchbruch durch die Karpaten. In diesem 130 km langen Abschnitt gibt es so gut wie keine Übernachtungsmöglichkeit. Die Anzahl der Rad-Reisenden scheint aber doch ganz gut zu sein (in unseren heutigen Hotel noch 4 weitere Radler.

Wetter: da habe nichts zu meckern, in kurzen Klamotten los geradelt, Nachmittags bei trockenen 28 Grad die Sonnenschutz-Klamotten (Lycras) drüber gezogen.

Wir sind nicht alleine!

Bereits gestern am frühen Nachmittag sind uns zwei junge Radler kurz vor der Ortschaft entgegengekommen in der ich dann das Lenkkopfdisaster diagnostizierte.

Wir haben kurz angehalten und uns ausgetauscht. Die beiden Jungs (ein Engländer und ein Franzose), Anfang 30 sind zusammen in Nantes vor 47 Tagen gestartet. Ziel die Mündung. 

Heute sind uns noch zwei Italiener (so zwischen 40 und 50) sowie eine alleine radelnde Deutsche (ein Tick jünger als wir) entgegen gekommen. Heute Abend im Hotel haben wir unsere Räder neben denen von vier Schweizern im Keller des Hotels geparkt. Damit sind uns alleine in Rumänien mehr EV6-Radler über den Weg gelaufen als vor drei Jahren in ganz Frankreich. 👍👍

Tagestour: ab Corabia 8:50 Ziel Fähre Bechet – Оряхово. Wir wollten dann noch bis Козлодуй (Kosloduj) fahren und dort übernachten. Leider hatte das einzige Hotel am Ort keine gute Bewertung, dafür aber 10 km Umweg bedeutet. Deswegen haben wir unseren Plan kurzfristig geändert und sind bis Лом (Lom) gefahren. Die Abfahrt nach Lom bescherte uns den ersten Blick auf die Karpaten. Foto zwecklos, da zu dunstig.

In Rumänien sind wir insgesamt sehr gut auf dem EV6 voran gekommen. Relativ wenig befahrene Straßen mit gutem bis sehr gutem Straßenbelag und wenig Verkehr. Heute war Sonntag. Und es waren sehr viele Pferdefuhrwerke unterwegs. Das Transportmittel der armen Leute.

In Bulgarien schlechte bis sehr schlechte Straßen (die letzten drei Kilometer mit anständigem Gefälle auf Kopfsteinpflaster mit Schlaglöchern, da passen ganze Autoreifen rein). Die Dörfer und Städte machen sehr verwahrlosten Eindruck, die Leute waren längst nicht mehr so herzlich als 10 km weiter nördlich. 

Tageswerk: 125 km, ca 700 Höhenmeter. Die Lenkkopflagers haben gehalten. Regen? Den haben wir heute Nachmittag ca 50 km lang vor uns her getrieben. Wir sind noch durch die Pfützen des Schauers geradelt. Ansonsten ideales Radelwetter, leicht bedeckt, zwischen 20 und 25 Grad. Ersten leichten Sonnenbrand geholt 😀


Von Pleiten Pech und Pannen

Heute ohne Bild (kein WLAN).

Es fing gestern Morgen an, bemerkt haben wir es erst später. Zur Mittagspause wollten wir einen großen Yoghurt und Brötchen mit einer Wurst essen. Beides hatten wir noch in Bukarest gekauft und bis zur Pause imaginäre 130 km durch die Walachei geschleppt. Nur fanden wir die dann nicht mehr in den Satteltaschen.

Hatten wir wohl in Russe im Kühlschrank des Hotelzimmers vergessen 😂

Nun gut. Abends in Svishtov im Hotel wollten wir dann das erste Handy ans Ladegerät hängen. Kein Ladegerät in Peters Lenkertasche. Haben wir wohl auch im Hotelzimmer vergessen. Also noch mal schnell ein paar Meter Richtung Fußgängerzone gesprintet und tatsächlich nach Ladenschluss noch ein Ladegerät ergattert. 

Auf dem Weg vom Laden ins Hotel hat es dann angefangen zu regnen – dicke Tropfen. Peter ist dann noch in einen Getränkeshop und hat noch einen kleinen Rotwein (0,375) gekauft für den Abend ausklingen zu lassen. Alles noch schnell in das Zimmer gebracht und schnell ins Restaurant neben dem Hotel zum Abendessen bevor sie Plätze im Restaurant belegt sind…

Eine Pizza, Bulgarische Sparribbs und 2 Bier später haben wir dann zurück im Hotel das neu erstandene Ladegerät gesucht und nicht wieder gefunden. Hat Peter wohl beim Bezahlen des Rotweins im Shop abgelegt und vergessen 😥
Die Planung für heute war nicht einfach. In Tagesetappenentfernung (100+ km) lag in Bulgarien nur ein Dorf mit angeblich  einer Übernachtungsmöglichkeiten. Auf der rumänischen Seite aber ein Hotel. Im Svishtov eine Fähre und schlechtes Wetter war vorhergesagt für heute.

Also auf nach Rumänien. In der Fährhafeneinfahrt das erste Mal in ein Rudel wilder Hunde geraten. Das gibt einen Adrenalinstoß. 

Die Fähre war ein einziges Abenteuer. 25 Meter breit, die Fahrzeuge (LKW!!) fahren quer zur Fahrtrichtung des Schiffes drauf, d.h. nach jedem LKW muss der Kahn drei Meter weiter bewegt werden, damit der nächste geladen werden kann. LKWs sind die Hauptkunden, sie versuchen in Svishtov die Brücke von Russe zu umgehen, wo sie mehrere Stunden Wartezeiten haben.

Ok, die Fähre sollte um 10:00 gehen, Fahrzeit ca. 15 Minuten. Angekommen sind wir auf der anderen Seite (als erste runter gefahren) um 11:15. Und jetzt noch knappe 90 km bis zum Hotel.

Anfangs hat es gekübelt ohne Ende. Gott sei Dank mit Wind von hinten! Peter hat das obere Steuerlager an seinem Rad noch mal nachgestellt. Zwei Stunden später hat es bei größeren Schlaglöchern metallisches Klicken gegeben. Diagnose: Gewinde des oberen Lenkkopflagers kaputt 😂 wie sich Abend beim Fahrradschrauber in Corabia herausstellen sollte kein Standard Teil, leider aus weniger festem Alu gefertigt basierend auf einen Lager mit relativ kleinen Kugeln. Die Sammlung an Lagermuttern die er da hatte passte zwar auf das Gewinde nicht aber auf das Kugellager.

Wir habe dann in einer einstündigen Schraubaktion die Lager zwischen den Rädern getauscht. Der Lenkkopf von Gisela Rad ist um die Hälfte länger als an Peters. Das reduziert die Kräfte am Lager schon mal deutlich. Dazu kommt, das Gisela sich deutlich weniger Kilos auf die Waage bringt. Mal sehen wie lange diese Variante hält.

Eindrücke vom heute: Rückenwind mit dem man ohne Pannen und Ausbremsen der Fähre locker 130 km hatten radeln können. Wilde Hunde (3 Rudel), meist am Dorfrand in der Nähe von wilden Müllkippen (sehr aggressiv und überraschend schnell), sehr arme Dörfer mit jeweils 3-4 Minimarkets, die auch alle besucht waren. Gehütete Gänse (irgend ein Opa hält sie zusammen), Störche, Störche, Störche, viel Zuspruch beim Durchradeln in den Dörfern.

Trainingstag für die Karpaten

Heute wird es ganz kurz. 

Vor dem Abfahren hat es geregnet, den Tag über war es mehr oder weniger trocken. Wir hatten nur einmal kurz die Regenklamotten an und das wäre eigentlich nicht nötig gewesen.

Sportlich war die Etappe heute doch anspruchsvoll. 95 km, insgesamt knapp 1100 m rauf und etwas weniger runter. 

Die Strecke führte über das sehr hügelige Gelände südlich der Donau. Die langwelligen Bergrücken haben eine Höhe von knapp 300 m. Zwischendurch geht es immer Mal wieder in die Täler runter. Die Donau haben wir nur in Russe und kurz vor Svishtov zu sehen bekommen. Alles auf Asphalt mit wenigen Kilometern guter Oberfläche und sehr vielen Kilometern mit mäßiger bis sehr schlechter Oberfläche. Die Straßen waren sehr wenig befahren. Höchstens alle 20 Minuten mal ein Auto.

In den letzten Tagen muss es sehr viel geregnet haben. Die Nebenflüsse für ziemlich viel Wasser und Straßenabschnitte waren sehr verschlammt oder es standen noch riesengroße Pfützen auf der Straße. Knapp eine Stunde nach Ankunft in  Svishtov hat es angefangen wie aus Kübeln zu gießen und bisher nicht mehr aufgehört. Wir hoffen mal, dass das die für Morgen früh versprochenen Niederschläge sind. 

Wenn nicht wird die erste Tageshälfte sehr feucht.

Sind jetzt in Свищо̀в (Svishtov).

Das Bild vom Blog heute stammt übrigens noch von der Brücke Giurgiu-Russe.

Wir hatten Abenteuer bestellt

Heute wurde geliefert 😎
Zuerst der Reihe nach. Wir sind gegen neun gestartet, waren noch kurz bei Lidl uns mit Getränken und Lebensmittel einzudecken. Als wir losfahren wollten fing es prompt an zu regnen. Also Regenklamotten an und los gings.
Die ersten 10 km  durch den südlichen Industriegürtel waren anstrengend, viel Verkehr, viele LKWs, dafür schmale Straßen. 

Danach würde der Regen stärker. Es ginge dann auf weniger befahrenen Straßen weiter, aus gutem Asphalt wurde irgendwann loser Asphalt, dann Schotter und dann kiesiger Ackerboden. Das Fahren wurde immer mühsamer, irgendwann müssten wir dann in den 3. Gang schalten, die Oberfläche glänzte verräterisch. Und dann hat bei mir das Vorderrad blockiert und es hat mich hingehauen. Gisela, die kurz hinter mir gefahren ist hat sich auch gleich dazu gelegt. Dabei hat es den USB Stecker für das Navi umgeknickt (ich habe ja viele Ersatzteile dabei, das aber nicht). Sonst ist nichts passiert, wenn man Mal davon absieht, das wir wie die Schweine aussahen. Aber das war erst der Anfang!

Alles wieder aufgerappelt. Gut, dann müssen wir halt schieben bis der Weg besser wird… Denkste, nach weiteren 100 Meter waren Vorderrad und Hinterrad durch unheimlich zähen Schlamm blockiert. Also den Schmodder rauskratzen und weiter. Für die nächsten 500 m haben wir 45 Minuten gebraucht, völlig fertig mit den Nerven und am Ende der Kräfte. Irgend wann haben wir herausgefunden, das man am Rand durchs Gras schiebend den Schlamm auf der Reifen Oberfläche so weit verdünnt, das er nicht mehr klebt. Die nächsten 1,5 km dauerten dann nur noch 30 Minuten. Um 12:30 hatten wir dann wieder Asphalt unter den Rädern, aber seit dem Morgen nur 32 km gefahren (ca 85 hatten wir vor). Glücklicherweise kam auch bald eine Tankstelle mit Wasserschlauch, mit dem wir erst die Räder, dann die Packtaschen und dann uns selbst säuberten.

Dann gings weiter, es goss zwar immer noch, aber wir kamen gut vorwärts!

Um 16:00 erreichten wir Donau bei Giorgiu, sind dann über die Riesenbrücke über die ca 1 km breite Donau gefahren und haben gerade noch so im Grand Hotel Riga ein Zimmer bekommen.

Gerade noch so… Uns ist beim Fahren durch die ersten Meter der Fußgängerzone schon ohrenbetäubender Lärm durch Trillerpfeifen und Trinkgesang aufgefallen. Klang eher wie Demo. Im Hotel hat man uns dann aufgeklärt: diese Woche werden die Kollegeabschlüsse gefeiert. Dazu kommen dann viele Studenten mit ihren Familien nach Russe. Um 18:00 gab es ein ein zentrales Pfeifkonzert mit anschließendem Auto- und Motorrad Korso und dann sind alle mit dem Verwandte zusammen in die Restaurants zum Essen. Alles begleitet durch das Fernsehen und eine Kohorte von Fotografen.

Gefeiert wir wohl noch die ganze Nacht!

Russe ist übrigens ausgesprochen hübsch, sehr große Fußgängerzonen mit vielen historischen Gebäuden und schönen Plätzen.

 Viele Eindrücke heute: 70 km Regenradeln. Da stand schon mal ein Pferdefuhrwerk in einer Ortschaft alleine im Regen auf der Straße. Beim vorbei fahren haben wir den Kutscher im überdachten Bushäuschen gesehen. Dann die Schlammschlacht, die imposante Donau mit der Riesenbrücke und dann Russe.

Leider werden wir morgen und am Samstag wohl nochmal nass bevor dann die Sonne dominiert.