25. Tag Helsinki (km 2851)

Es ist geschafft, wir sind am Ziel!

Die Entferungsangabe oben bezieht sich auf unseren ursprünglichen Plan. Nach all den genommenen Optimierungen sind wir 2650 km in 25 Tagen geradelt.

Wir starten wie üblich um 8:00 und kommen nach etwa 20 km an einem offenen Restaurant vorbei, wo wir einen Kaffee trinken. Nach weiteren 5 Kilometern zweigt die 110, der wir die ganze Zeit folgten plötzlich nach links ab, gerade aus geht es auf die E18. Die 110, der wir jetzt folgen ist schmaler, die Rampen auf die Hügel, wenn überhaupt noch vorhanden sind deutlich kürzer und die Kuppen der Hügel wurden auch nicht durchbrochen. Also extra Höhenmeter bei größerer Steigung. Zusätzlich hat sich der Abstand zwischen den Hügeln deutlich verkürzt. Lag er gestern teilweise bei 5 km, lag er heute teilweise nur bei 500 Metern. D.h. alle 500 m etwa 10 m runter und wieder hoch. Hat es am Tiefpunkt oder dazwischen noch eine Fahrradunterführung, kommen nochmal 3 Meter dazu.

auf und nieder immer wieder (teilweise alle 500 m). Den Berg runter unten 40 – 45 km/h hoch im oberen Drittel so um die 5,6 – 6,2 km/h

Der Campingplatz heute liegt etwa 15 km vom Stadtzentrum entfernt. Das westliche Ende hat etwa gleiche Entfernung. Für die 30 km durch Helsinki haben wir etwa 2,5 Stunden gebraucht. Super-schnell! Das liegt vor allem an der hervorragenden Fahrradweg Infrastruktur, kaum Ampeln, an denen man auf die Grünphase warten muss. Fahrradwege verlaufen immer getrennt von den Fahrbahnen, sind dann etwa 3 Meter breit, kreuzende Straßen werden häufig durch Unterführungen passiert. Eine sehr lange Strecke legen wir entlang der Bahnlinie zurück, klatsch-neuer Asphalt noch ohne Markierung. So macht Fahrradfahren in der Stadt Spaß.

Dabei sind deutlich weniger Radfahrer unterwegs als in deutschen Städten. Jede kleinere Stadt hat entlang der Hauptstraße teilweise bis zu 10 km in beiden Richtungen einen von der Straße getrennten Fahrradweg. Andere Fahrradfahrer haben wir so gut wie keine darauf gesehen – gut es sind aktuell auch Schulferien.

Morgen sehen wir uns die Stadt an und am Sonntag geht es noch knapp 7 km bis zum Fähranleger. Wir sehen uns zu Hause wieder!

24. Tag Kultahiekka Caravan (km 2702)

Das Frühstück im Hotel war sehr, sehr gut. Darf man bei dem Preis auch erwarten?

Gestern Abend haben wir noch lange hin und her überlegt, ob wir die letzten Kilometer bis Helsinki tatsächlich durch die Schären fahren wollen. Zusätzlich erhielten wir von der Finnlines Reederei, mit denen wir von Helsinki nach Travemünde mit der Fähre fahren werden, die Erinnerung an die Eincheck-Zeiten. Abfahrt ist am Sonntag 15:00, Einchecken müssen wir zwischen 12.30 und 14:00. Etwas überrascht waren wir von dem Hafen. Nicht etwa einer der beiden südliche und relativ nah zum Stadtzentrum gelegenen Häfen sondern gute 20 km weiter östlich. Jetzt hatten wir im Raum Helsinki keinen Campingplatz gefunden, weil wir auch nur in westlicher Richtung, aus der wir kommen, gesucht haben. Relativ nah am östlichen Hafen befindet sich aber ein großer Campingplatz.

Bis Salo verläuft die Route entlang der Eisenbahnlinie. Die Landschaft ist durch Landwirtschaft geprägt, die Bergrücken (eigentlich sind nur Hügel rechts und links) sind bewaldet, unter wenigen Zentimetern Humus ist immer der blanke Fels zu fiinden.

Wir haben umgeplant und sind von Turku direkt Richtung Helsinki gestartet. Grundlage für den Track, ist eine von der Handy-App (Locus Map) vorgeschlagener Track (für Fahrrad), der uns in 186 km ab Turku auf den östlichen Campingplatz führt. Bis Salo (ca. 65 km östlich von Turku) war der Track identisch mit dem EV10, danach folgte er im Wesentlichen der Bundesstraße 110, die Turku mit Helsinki verbindet. Da parallel zur 110 die E18 (was wir gesehen haben, war alles 2+2 Spuren, also Autobahn) gebaut wurde. Dadurch fährt über die 110 nur noch der lokale Verkehr. Verkehrsdichte ist sehr gering gewesen. Auf den langen Gerade (3-4 km) hat man selten mal mehr als ein Auto (in beiden Richtungen) gezählt, in der Nähe der sehr seltenen Einkaufsmöglichkeiten auch mal mehr. Zusätzlich konnten wir 112 km ab Turku auch noch eine Übernachtungsmöglichkeit ausfindig machen. Eine solche war auf dem offiziellen EV10 Track durch die Schären nicht zu finden.

Dunkelbau – die alte Streckenplanung, Hellblau – die kürzere Variante.
Nach Salo wir es langwellig hügelig. Die langen Wellen begünstigen den Schnitt. Beim Runterfahren fotografiert es sich leichter.

Wir sind trotz ständiger Steigungen (732 Höhenmeter sind heute zusammen gekommen) sehr gut vorangekommen. Konditionell hätten heute Abend nach 112 km locker noch 20 km weiterfahren können. Das lag im wesentlichen an den moderaten Steigungen, deren Anstrengung man durch Pausen beim Runterfahren wieder gut kompensieren konnte.

Bis in die Peripherie von Helsinki sind es von hier noch vielleicht 35 km, bis zum Campingplatz 68 km und zum Finnlines Hafen 76 km.

Wir werden also morgen recht früh in Helsinki sein und haben den Samstag noch ausreichend Zeit für eine Stadtbesichtigung, mal schauen, ob wir das auch können.

23. Tag Turku (km  2589)

Am frühen Morgen irgendwann so um die 4:00 hat es geregnet, früher als vorhergesagt, war erst für 9:00 versprochen. Leider hatten wir das Zelt unter einem Baum aufgebaut. Der tropfte noch während des Abbaus.

Wir kriegen an der Rezeption des Campingplatzes noch einen Kaffee und starten früh in den Tag. Zunächst geht es in langen Wellen quer durch das Land Richtung Turku, bevor wir etwa 35 km vor Turku nach Süden in die Schären schwenken. Damit beginnt auch der anstrengende Teil. Viel gesehen haben wir von der Ostsee nicht, lediglich an zwei Stellen konnte man ein Stückchen Meer zwischen den Bäumen erkennen. An der Stelle war die Küste aber durchgehend durch Strandgrundstücke “verschlossen”, Sandstrände gibt es auch hier nicht. Das Ufer ist entweder felsig oder von Schilfgürteln gesäumt.

Das heutige Wald-Straße-Bild. Dieses mal von der Bundesstraße 192. Bei den überregionalen Straßen sorgen Rampen für moderate Steigungen und herausgesprengte Felsschluchten vermeiden unnötige Höhenmeter über die Hügespitzen – ideal für Fahrradfahrer.
Eine der seltenen Meerblicke, leider wieder von einem Waschbrett-Schotter Stück. Und weil es so schön war, hat es auch noch geschauert.
Blick von der Verbindungsbrücker zweier Schäreninseln
Die Autos fahren Steigungs-optimiert durch einen Tunnel, die Radfahrer dürfen über den Berg fahren

Der Weg durch die Schären ist wieder kurzwellig mit zunehmender Höhe Richtung Turku und lässt schon erahnen wie die Landschaft sich Richtung Helsinki entwickelt (wir wurden von anderen Bikern schon gewarnt, die noch ausstehenden Höhenmeter auf dem Track deuten auch darauf hin.

Um 15:00 waren wir nach 92 km in Turku und machen uns auf die Hotelsuche. Erstens gib es diese Woche ein Jazz-Event und zweitens ist es gar nicht so einfach ein Hotel zu finden, in dem wir unsere Fahrräder sicher unterstellen können. Erst im 4. Anlauf wurde uns erlaubt unsere Fahrräder im Gepäckraum abzustellen. Billig ist das Hotel mit 188 € die Nacht auch nicht gerade. Die Preise für Alkoholische Getränke liegen aber im Vergleich dazu noch weit darüber. Ein 0,16 l Glas Wein kostet mindestens 12 €, 0,5 l Bier im Restaurant so um die 11 € aufwärts…

Turku hat viele kleine Ecken, in denen es sich gut leben (auch essen) lässt.

22. Tag Uusikaupunki (km 2479)

Geschlafen habe ich so mittelmäßig, Gisela sehr gut. Aber es hat schon was, wenn man Nachts auf dem Weg zur Toilette einfach nur die Beine aus dem Bett streckt um max. 4 Meter zu laufen hat. Im Vergleich zum Zelt: Reißverschluss Schlafsack auf, Innenzelt Reißverschluss auf, in die Schuhe schlüpfen, Reißverschluss Innenzelt/Außenzelt wegen der Mücken wieder schließen 50 m zur Toilette laufen, und das Ganze wieder zurück. Auch wegen der Außentemperaturen (so um die 10 – 13 °C) ist man dann ziemlich wach und braucht Zeit wieder einzuschlafen.

Gestern Abend habe ich noch einige Optimierungen an der Strecke vorgenommen, damit es etwas kürzer wir und wir den Campingplatz Uusikaupunki bequem erreichen können. Während der Fahrt stellte sich dann heraus, dass die meisten meiner Modifikationen dem heutigen offiziellen Streckenverlauf des EV10 entsprechen. Mein Track stammt noch aus dem Jahr 2021. Seit dem wurden einige Kilometer Fahrradweg entlang des E8 gebaut und die ehemals langen Umwege sind nicht mehr erforderlich.

Allerdings hatte wir auch Pech: Eine Brücke wurde erneuert und wir mussten insgesamt etwa 10 km Umweg fahren.

Da geht es heute nicht drüber
Das heutige Straße-Wald-Bild, mal wieder eine Schotterstrecke
Der Fahrradweg führte direkt durch Gut Voujoki. Ein ähnliches Bauwerk haben wir bisher noch nicht in Finnland bewundert.
Rund um Voujoki sind wir duch Kartoffel- und Gurkenfelder gefahren. Der erste Gemüseanbau in Finnland, den wir von Norden kommend durchquerten.

Südlich von Rauma wurde die Landschaft deutlich felsiger und damit auch sehr kurzwellig. Die Steigungen hielten sich zwar in Grenzen, das ständige Hoch- und Runter bringt aber Schwielen an der rechten Hand wegen der sehr häufigen Schaltvorgänge. Dadurch dass die Getriebe der Rohloff Naben 14 Gänge haben und eine Übersetzung von 500% (kleinster zum größten Gang), muss auch ziemlich häufig geschalten werden. Ich habe mal auf einen Kilometer mitgezählt: 37 Schaltvorgänge bei mittelmäßig häufigen Wellen. Kann auch noch darüber liegen, wenn die Wellen kürzer sind.

so Steinchen liegen hier einfach so im Wald rum

Wir erreichen den Campingplatz von Uusikaupunki um 16:30.

Tacho: 111,7 km, 469 Höhenmeter.

21. Tag Pori (km 2347)

Heute kein Regen! Zeitweise Gegenwind und Übernachtung im Hotel, deshalb kein Bild vom Zelt auf einer Wiese.

Leider werden Richtung Helsinki die Campingplätze immer rarer, oder sie häufen sich auf kleinem Raum und passen dann nicht mehr in unsere Etappenplanung. Deshalb übernachten wir nach 21 Tagen das erste Mal wieder in einem normalen (Hotel-)Bett. Wir werden morgen berichten wie wir geschlafen haben.

Heute morgen Fahrt durch Kaskinen, der kleinsten finnischen Stadt. Kaskinen hat früher wohl mal eine Rolle in der Fischfangindustrie gespielt. Seit deren Niedergang tut sich das Städtchen sichtbar schwer. Wir schätzen den Leerstand an Häusern auf mindestens 20%.
Kaskinen liegt auf einer Insel, die über eine  kleine Brück am Campingplatz mit dem Festland verbindet. Auf der anderen Seite hat man einfach einen Damm zum Festland hinüber aufgeschüttet, über den der Hafen angebunden ist.
Das tägliche Straße-Wald-Bild

Es gab wieder einige Kilometer auf der E8, die hier leider schmaler wurde. Wir befahren den Streifen rechts der durchgezogene Linie. Weiter im Norden war der etwa 100 cm breit und bequem befahrbar. Unter der Linie (oder auch etwas rechts davon) befindet sich eine Waschbrettfräsung, die beim Überfahren mit dem Auto einen heiden Lärm macht – soll den einschlafenden Autofahrer “wachrütteln”, tut sie bestimmt auch. Mit  dem Rad kann man nur einige wenige Meter am Stück darauf fahren, bevor sich die Plomben aus den Zähnen verabschieden. Wenn der befahrbare Streifen rechts der Riffelung noch 40-50 cm hat, kann man noch gut drauf fahren. Leider gab es auch einige Kilometer, wo der Abstand bis auf 20 cm runterging. In diesen Abschnitten war es besonders anstrengend heute.

Blick auf Pori von der Kokemäenjoki, der durch die Stadt fließt

Nachtrag zu gestern. Ich hatte vergessen die Koordinaten des Campingplatzes in der Karte einzutragen, ist inzwischen geschehen.

20. Tag Kaskinen (km 2181)

Beim Abbauen des Zeltes heute morgen in Vaasa ist es schweine-kalt und es hat Nebel, der sich erst nach einer Stunde lichtet. Kein Wunder, dem Klimadiagramm von Vaasa kann man entnehmen: Durchschnittstemperatur Juli 12,9° C, Januar -7,5° c,  Jahresdurchschnitt 3,5° C

Danach geht es bei lockerer Cumulus Bewölkung die Küste entlang nach Süden, meistens auf der Bundesstraße 673. Leider ist die Straße so weit vom Ufer des Baltischen Meeres entfernt, dass man sehr selten mal einen Blick auf das Meer hat. Meistens geht es wie die letzten Tage auch durch Wälder.

Das tägliche Straße-Wald-Bild, heute mal bei bestem Wetter

Die Farben der Getreidefelder wechseln hier in günstigen Lagen so langsam ins Hellgrün/-gelbe, sind aber noch weit von der Reife entfernt.

Unsere erste Camping-Möglichkeit erreichen wir nach 50 km, zu früh um schon das Zelt aufzubauen. Also nehmen wir die nächste ins Visier – Mariestrandens Camping n Kaskinen, der kleinsten finnischen Stadt mit ca. 1100 Einwohner. Der Campingplatz ist sehr naturbelassen, wir haben einen Stellplatz an dem eigenen Badestrand und werden heute Nacht garantiert nicht von irgendwelchen Posern in ihren V8-Ami-Schlitten mit weitgehend ausgeräumten Auspufftöpfen aus dem Schlaf gerisssen (so geschehen in Kokkola).

Tacho: 102,0 km, 365 Höhenmeter

Nachlese zu gestern: Kurz vor Vaasa ist uns ein junges Deutsch-Niederländisches Pärchen (Mitte/Ende 20) auf dick bepackten Tourenräder entgegen gekommen. Beim üblichen Kurzaustausch von Woher … Wohin erfuhren wir, dass die beiden seit 14 Monaten durch Europa unterwegs sind. Wohin? Nach Norden, im November wollen sie wieder zurück sein. Wie vielen Reiseradlern begegnen wir so? Gestern waren es fünf. Vier sind uns entgegen gekommen, mit dem fünften haben wir uns schon vor 3 Tagen ausgetauscht, ein Finne mit Ziel Turku, da will/muss er am 27.7. sein. Mit einem  holländischen Nomaden fahren wir seit der finnischen Grenze mehr oder weniger zusammen (Man sieht sich mehr oder weniger häufig, meistens auf den Campingplätzen. Er fährt häufig Nachts um dem Wind aus dem Weg zu gehen. Er war am Nordkap und fährt jetzt auch nach Turku um dort die Fähre nach Stockholm zu nehmen und dann nach Hause zu fahren.

19.Tag Vaasa (km 2060)

Neuer Tag, gleiches Spiel wie gestern: Flucht vor dem Regen, nur mit verschärften Randbedingungen. Erste Schauer waren für 7:00 vorhergesagt. Für Kokkola ist für heute Dauerregen angesagt. Die Regenfront ist fast stationär und bewegt sich nur sehr langsam nach Süden. Etwa 30-40 km weiter südlich soll es erst im Laufe des Nachmittags Schauer geben. Daher der gleiche Plan wie gestern: möglichst schnell nach Süden kommen, um dem Regen aus dem Weg zu gehen.

Wir bauen unser Zelt um 6:30 ab. Als wir fast fertig sind, fängt es leicht an zu nieseln. Der Nieselregen wird mehr, als wir die Stadt in Richtung E8 durchqueren und wir ziehen das erste Mal Regenklamotten an. Auf der E8 angekommen, radeln wir durch den versprochenen Landregen (ja, den gibt es hier noch!). Nach etwa 25 km hört es auf zu regnen und wir frühstücken bei etwa km 30 in einer Raststätte (Samstags öffnen die Supermärkte erst später). Nach dem Frühstück radeln wir zunächst in normalen Klamotten weiter, bis uns der Regen wieder einholt. Also wieder Regenklamotten anziehen, aber nicht für lange. Ca 35 km vor Vaasa beginnt der nachmittägliche Schauerregen. Insgesamt fünf mal ziehen wir heute unsere Regenklamotten an und wieder aus.

Die Landschaft ist deutlich welliger als gestern, die Steigungen auf der E8 gut fahrbar. Zunächst haben wir nicht so viel Verkehr, der am späten Vormittag aber deutlich dichter wird.

Das täglliche Straße-Wald-Bild, heute von der E8

Gestern haben wir an der Rezeptions des Camping-Platzes erfahren, dass Finnland zweisprachig ist. Der nördliche Teil spricht fast ausschließlich Suomi (finnisch), je weiter wir Richtung Südwesten kommen, desto mehr wird schwedisch gesprochen, das in Turku (Fährhafen Richtung Stockholm) angeblich fast 90% Anteil hat. So kommt es, dass die Orts- und Flussnamen auf den Schildern irgendwann die letzten 200 km zweisprachig wurden.

Unser heutiges Ziel den Campingplatz in Vaasa erreichen wir nach Einkauf um 17:00. Vaasa ist der Zielhafen der Fähre von Umeå und Universtätsstadt. Hat aber nur beschauliche 67000 Einwohner.

Regenradar um 11:20: wir haben einen Abstand zwischen uns und der Front geschafft (letzte Übernachtung war Kokkola)
Abends auf dem Campingplatz in Vaasa: es regnet immer noch in Kokkola. Alles richtig gemacht.

Die Abkürzung über die E8 hätten wir auch ohne die Wetter-Unbilden genommen. Vaasa ist der nächste Campingplatz südlich von Kokkola. Die 190 km zwischen den beiden sind für uns nicht machbar, d.h. wir hätten wild campen müssen. Tun wir nicht so gerne, weil wir abends ganz gerne unsere Dusche haben. Im Meer baden gehen, ist so eine Sache bei heute 15°C Tageshöchsttemperatur.

Tachostand:125 km, 580 Höhenmeter.

18. Tag Kokkola (km 1870)

186 km an einem Tag auf dem Track – wie kommt das?

Über Skandinavien herrscht momentan ein relativ großes, stationäres Tiefdruckgebiet, das sich kaum bewegt. Es sorgt gerne in für in Linien angeordnete Schauerbänder, vor denen wir seit 5 Tagen knapp vorneweg fahren.  So hatten wir gestern den ersten Tag ohne Schauer, heute Nacht hat es irgendwann aber mal geregnet. Das Wetterradar zeigte eine von Nordwest nach Südost verlaufende Front, die ganz langsam nach Süden driftet. Die sorgte heute für einen mäßgen N/NW Wind.

Also beherzigten wir die Touren-Biker Regeln Nummer 1: nutze den Rückenwind und Nummer 2: vermeide Seiten- und Gegenwind und  optimierten Schlenker abseits der E8 weg. Die normalerweise geplante nächste Übernachtung in Kalajoki erreichten wir nach knapp 70 km um 12:30, viel zu früh um aufzuhören.

Die nächste Möglichkeit in Kokkola, normalerweise mit knapp 90 km ein sehr bequeme weitere Etappe, lag auf direktem Weg 66 km weiter. Wir waren fit, hatten Rückenwind, also war das neue Ziel jetzt Kokkola. Nach einigen Pausen erreichten wir um 17:15 nach 135 km (bei 350 Höhenmetern) den Campingplatz in Kokkola. Wir haben Glück noch einen Zeltplatz ergattert zu haben. Am Wochenende findet gerade das größte finnische Football Turnier statt, mit mehreren 1000 Teilnehmern/Besuchern. Hotel oder Hütte war jedenfalls auch keines mehr zu bekommen auf Booking.com.

Das tägliche Straße-Wald-Bild – heute von der E8
Mittagspause auf einer Wiese mit einer kleinen Reihe von Rollenballen

Mal sehen, wie es morgen weiter geht. Die Wettervorhersagen sehen uns an der Grenze – entweder Dauerregen bis Sonntag, oder gerade so noch südlich vom Dauerregen und wir können weiterfahren. (Wir fahren nur, wenn es absehbar nicht den ganzen Tag regnet…)

Überquerung des Pyhäjokis, ein weiterer Lachsfluss

17. Tag Raahe (km 1684)

Im Vergleich zu Tornio wirkt Oulu eher als Großstadt, allerdings mit Flair. Sie ist im Mündungsdelta des Oulujoki gebaut, unter anderem auch auf 3 Inseln. Die Stadt hat eine hervorragende Fahrrad-Infrastruktur. Ich kenne keine deutsche Stadt, die in dem Punkt mi Oulu konkurrieren kann. Trotzdem – Großstadt bleibt Großstadt und kostet den Tourenradler einfach Zeit.

Sportboothafen von Oulu

Der Rest der Tagesetappe ist schnell zusammengefasst. Die Landschaft war absolut flach, die Höhe schwankte im großen und ganzen zwischen 6 und 15 m über dem Meer. Steigungen waren optisch nicht erkennbar, wir hatten ca 40 km Gegen- bzw. Querwind. Südlich von Oulo fängt so langsam die Landwirtschaft an, eine kleinen Anteil der Landesfläche in Anspruch zu nehmen. Neben Wiesen (die häufig nur gemulcht waren), haben wir noch Hafer, Gerste, Weizen und Rapps ausgemacht. Alles weit davon entfernt reif zu sein, der Raps hat gerade angefangen zu blühen.

Das tägliche Wad-Straße-Bild
Die Überquerung des Siikajoki, ein weiterer bekannter Lachsfluss Finnlands.

Das Radeln der Etappe war anstrengender als die leicht hügeligen Etappen. Es fehlen einfach die kurzen Pausen, wenn man es mal für 200-300 Meter rollen lassen kann. Wenn wir heute Pause machen wollen, mussten wir anhalten und dazu fehlte häufig eine einladende Möglichkeit.

Um 16:30 rollten wir auf den sehr schön gelegenen Campingplatz von Raahe ein. 20 € kostet die Übernachtung, inkl Sauna. Geöffnet für die Herren von 18:30-19:30, für die Frauen von 19:30-20:30. Leider haben wir nur unsere kleinen Badehandtücher dabei, Sauna fällt aus…

Viel Platz auf dem Campingplatz, wir geniesen noch die Abendsonne

Einen schönen Sandstrand gibt es hier nicht. Das Ufer ist von einem breiten Schilfgürtel eingesäumt, in den schmale Wasserstraßen für die Paddelboote geschnitten sind. Man kann zwar von einer Plattform aus schwimmen gehen, ist aber viel Biologie in Form von Wasserpflanzen dabei. Die Wassertemperatur soll laut Google 20° C betragen, was 2° C über der heutigen Tageshöchstemperatur liegen würde.

Tachostand: 92,7 km, 280 Höhenmeter.

16. Tag Oulu (km 1594)

Ah – Simo gehört zu Lappland, was wir heute irgendwann nach Nordösterbotten verlassen haben.

Gestern haben wir Halbzeit gefeiert, mehr als die Hälte unserer Tour liegt jetzt hinter uns.

Geschlafen haben wir nicht besonders, was in erster Linie an der Lage des Campingplatzes lag – ca 500 m von der E8 entfernt und zwar im Baustellenbereich an einer Brücke. Auch wenn der Verkehr in der Nacht etwas nachlässt, konnte man jeden LKW gut hören, wenn er auf die Brücke auffuhr.

Der Anfang der heutigen Etappe war alles andere als leicht. Es ging nach ein paar Kilometern Asphalt dann zügig über mehr als 10 km auf eine Schotterpiste, die zum großen Teil nachgebessert wurde. War es in Schweden noch grober Splitt, der aufgebracht wurde, dann war es hier eine Mischung aus Sand und relativ großen Kieselsteinen. Über große Strecken waren nach dieser Ausbesserung noch keine Autos darüber gefahren, entsprechend schwer war es unsere Räder durch die weiche Oberfläche zu pflügen.

Zu allem Überfluss stimmte meine Online-Karte vom Track nicht mehr. An stellen, wo man auf die E8 auffahren sollte, versperrte ein Wildzaun den Weg an anderer Stelle sollten wir die E8 kreuzen, auch wieder ein Wildzaun im Weg (alter Weg war nur noch ansatzweise erkennbar).

Einige Kilometer, die wir heute auf der E8 radeln mussten,erhöhten den Tagesschnitt gleich spürbar. Insgesamt ist das Radeln auf der E8 in Finnland angenehmer und sicherer als in Schweden, einfach weil etwas mehr Platz da ist. Spaß macht es trotzdem nur mäßig. Ich habe darauf verzichtet davon Bilder zu machen.

Das tägliche Straße-Wald-Bild

Ab der Mittagspause im Städtchen Ii, ging es zunächst auf der 847 mit deutlich weniger Verkehr weiter nach Süden. Kurz vor Haukipudas beginnt wieder ein separater Fahrradweg bis zum ca. 20 km entfernten Oulu, unserem heutigen Etappenziel. Diese Fahrradweg-Infrastruktur ist vorbildlich, vor allem die vielen Fahrradtunnel zwischen beiden Fahrbahnseiten bzw. einmündenden Straßen überzeugen. Kein Warten an Ampeln…

Die Überquerung des Kiiminkjoki in Haukipudas (Blickrichtung Baltisches Meer)
Fahrradweg vor Oulu

Im Gegensatz zu dem gestern sehr naturbelassenen Campingplatz, sind wir heute wieder auf einem sehr großen, gut organisierten Campingplatz mit hervorragenden Sanitären Einrichtungen (inkl. Waschmaschine, Wäschetrockner, allerdings ohne Geschirr in der Küche).

Die großzügige Zeltwiese des Campingsplatzes – und trotzdem nah an den Toiletten/Duschen
Einer von Oulu’s Badstränden, direkt am Campingplatz